Der Weg ist das Ziel

Erfahrungen und Tipps eines Reisenden auf dem Jakobsweg

Ein Bericht von Dominik Ernst | 15. Oktober 2021

Egal ob ich auf dem "Camino Francés"oder dem "Camino del Norte" unterwegs war, es sind tolle Erfahrungen, die ich auf dem Weg gemacht habe.
Auf dem ca. 850 km langen Küstenweg Camino del Norte war ich etwa 6 Wochen lang unterwegs. Dabei hatte ich noch ungefähr 60 km von Santiago de Campostela zum Kap Finisterre angehängt. Auf dem ca. 800 km langen Hauptweg Camino Francés bin ich 5 Wochen gewandert. Die Wanderungen wurden immer in Etappen von 2 bis 3 Wochen durchlaufen.

Natürlich ist der Küstenweg, den ich zuletzt im Jahre 2014 gegangen bin, ein Traum für Naturliebhaber. Aber vor allem bedeutet eine Pilgerreise abschalten vom Alltag, ausbrechen von täglichen Verpflichtungen und Sorgen, aber auch Verzicht und Anstrengungen. Schmerzhafte Erfahrungen macht jeder im Leben und den Verlust eines lieben Menschen verarbeitet jeder anders. Mir hat die Zeit auf dem Jakobsweg geholfen. Ich glaube sogar, dass es für mich wie ein Neubeginn war. Meine tolle Familie mit Kindern und Frau, die ich jetzt habe, habe ich vielleicht genau aufgrund meiner Erfahrungen, die ich auf den vielen einsamen Stunden auf dem Camino erlebt habe. Hier kommt man zu sich und denkt an die wichtigen Dinge im Leben. Ich habe euch ein paar Bilder mitgebracht und erzähle dazu die ein oder andere kleine Geschichte.

Jakobsweg Muschel

Folge der Muschel aber bedenke, sie zeigt in verschiedene Richtungen

Ich kann zwei Reiseführer für den Jakobsweg empfehlen: Das „Outdoor Handbuch“ von Michael Kasper oder den „Rother“ Wanderführer. Der "Kasper" ist eher für die Freigeister unter euch. Ich bin mit dem "Rother" gelaufen. Die Statistiken wie Höhenmeter, Angaben von Übernachtungen oder Restaurants und Bars haben mir sehr geholfen.

Bei der Anreise empfehle ich euch den Flieger nach Santander-Bilbao. Mit dem Busnetz, das in Spanien sehr gut ausgebaut ist, kommt ihr fast an jeden Ort in Nordspanien. Natürlich könnt ihr auch den Zug über Paris nach Saint-Jean-Pied-de-Port nehmen.
Meiner Meinung nach ist die beste Reisezeit im Juni und Juli. In dieser Zeit hatte ich auf meinen verschiedenen Wanderungen nur wenige Regentage.

Nach dem Rucksack ist das wichtigste das Schuhwerk.

Bei der Wahl meines Rucksacks habe ich meine besten Erfahrungen mit einem großen Rucksack der Marke Deuter gemacht. Dieser ist sein Geld wert und nach 20 Jahren immer noch top.

Ich habe die meisten meiner Wanderungen mit einem Wanderschuh von Hanwag aus echtem Yakleder gemacht. Ein super Schuh, der mich schon viele Kilometer getragen hat. Blasen hatte ich damals nur auf meiner ersten Pilgerreise.  Ich kann euch nur raten, pflegt eure Füße bei euren Wanderungen. Schaut, dass sie trocken bleiben und genug Sauerstoff bekommen. Ich mache nach eineinhalb bis zwei Stunden immer eine kurze Pause - lüfte meine Schuhe und ziehe meine Socken aus. Und: Blasenpflaster und Desinfektionsspray habe ich immer dabei.

Jakobsweg Schuh

 

Wenn ihr lange Wanderungen über mehrere Wochen macht, ist es wichtig euren Körper an die Belastung des Laufens und vor allem an den Rucksack zu gewöhnen. Fangt langsam an und steigert eure Laufleistungen pro Tag. Macht nach den ersten 3 Tagen eine Pause und legt immer wieder mal einen Ruhetag ein. Euer Körper dankt es euch.

Meine Packliste: Jedes Gramm zählt

Zwei Paar Socken, zwei Unterhosen, zwei T-Shirts, Regenschutz, Pulli oder Jacke, Sandalen, eine bequeme Hose und eine Zipperhose. Natürlich müssen auch ein Schlafsack, Isomatte, Wäscheleine, Handtuch und Hygieneartikel sowie Sonnenschutz mit.
Je leichter der Rucksack ist, desto besser. Meinen ersten Camino habe ich mit 14 kg gestartet, am Ende war ich bei so ca. 8,5 kg.
Die Übernachtungen in den häufig günstigen und einfachen Herbergen, den sogenannten „Auberges“ haben mir zwar nichts ausgemacht, aber für den Körper ist es mal gut in eine Badewanne zu liegen und einfach zu entspannen. Auf dem Küstenweg gibt es lange nicht so viele Unterkünfte wie auf dem "Französischen Weg". Also nehmt auf jeden Fall eine Isomatte und Schlafsack mit, um draußen zu übernachten. Bei den Übernachtungen in den Herbergen sollte man nicht zimperlich sein - unangenehme Gerüche und lautes Schnarchen gehören dazu :-)

Jakobsweg Schatten

Freundschaften fürs Leben

Die Zeit, die man hier mit Menschen verbringt, ist was besonderes. Warum?
Hier kann man sich mit fremden Menschen austauschen und hier habe ich für mich auch eine innere Ruhe gefunden.
Vor allem bin ich für zwei Mitwanderer dankbar, die mich auf den verschiedenen Abschnitten begleitet haben.  Die gemeinsam verbrachte Zeit, das gemeinsame Leiden und die gesammelten Erfahrungen schweißen einen zusammen.

Die schönsten Landschaften, Orte und Eindrücke hat mir der Küstenweg gegeben. Hier wechseln sich einsame Strandbuchten ab.

 

idyllische kleine Hafenstädte
tolle Strände
schöne Waldpfade
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Ich kann jedem nur empfehlen in den Küstenorten wie "San Vicente de la Barquera", "Llanes" oder auch den großen Städten wie "Donastia-San Sebastián" oder "Santander" viel Zeit zu verbringen. Die Gastfreundschaft für einen Pilger, auf spanisch „Pelegrino“ genannt, wird hier immer großgeschrieben. Auf meinen Wanderungen probierte ich meist die regionale Küche aus. Hier kann ich die deftigen Eintöpfe mit frischem Gemüse und Fleisch empfehlen.  Was ich nicht wieder haben muss, ist der Pulpo – Tintenfisch nach galizischer Art.. ;-)


Das Ziel einer jeden Reise auf den verschiedenen Jakobswegen ist immer die Kathedrale von Santiago de Compostela...

Ein Gottesdienst in der berühmten Kathedrale ist Pflicht für Pilger. Einmal im Leben das Botafumeiro, ein etwa 1,60 m großes und 54 kg schweres Weihrauchfass, zu sehen und zu erleben, wie es durch die Kathedrale rauscht ist unvergesslich. Einmal auf den Stufen der Kathedrale zu sitzen und einer jungen Frau beim "Ave Maria" zu lauschen, treibt jedem noch so harten Bursche die Tränen ins Auge. Ich dachte dabei an die Leiden und Erfahrungen, die der Weg mir mitgegeben. Der Spruch "Der Weg ist das Ziel" ist hier absolut passend.

Ihr solltet auch daran denken, bei den letzten 100 km euch Stempel in den Pilgerpass geben zu lassen. Die Pilgerurkunde ist ein schönes Andenken an die Zeit auf dem Camino. Zudem hat sie für Gläubige eine große spirituelle Bedeutung.

Wer nach dem Weg nach Santiago immer noch nicht genug hat, der läuft weiter bis zum Kap Finisterre. Ein Ort, der schon im Mittelalter mythisch war. Das sogenannte Ende der Welt. Zieht euch aus, verbrennt eure Kleider und nehmt ein Bad im Meer - der Geschichte nach kommt Ihr als ein neuer Mensch aus dem Wasser, frei von allen Sünden...

Danke, dass ich meine kleinen Geschichten mit euch teilen konnte. Ich hoffe, ich konnte euch etwas inspirieren und rate euch: Macht euch auf den Weg! Mein persönlicher Traum wäre es, den Küstenweg erneut mit meiner Frau oder meinem Sohn zu laufen.

Gruß Dominik

 

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