Ein kritisches Thema
Es ist 11:30 Uhr. Nervös sitze ich an einem großen Tisch in einem Besprechungsraum des Family Office, in unserer Hauptstelle in Wiesloch. Ich warte auf Thomas Rohrer. Mein Kollege, mit dem ich gleich ein Interview führen werde, ist nicht nur Bereichsleiter des Vertriebsmanagements und Co-Leiter des Private Investment Office, sondern - vorbehaltlich der Zustimmung der BaFin - mit Wirkung zum 1. Januar 2024 auch ordentliches Vorstandsmitglied der Volksbank Kraichgau eG. Ab diesem Tag soll er das Ressort „Private Investment Office“ als Vorstand verantworten. Ich spreche daher nicht nur ein sehr kritisch hinterfragtes und häufig diskutiertes Thema an, sondern ein „heißes“ Thema bei einem - aller Voraussicht nach - künftigen Vorstandsmitglied.
Die ein und die andere Seite
Entspannt betritt mein Gesprächspartner den Raum. Was ich als „heiß“ empfinde, stellt für Thomas Rohrer das „täglich Brot“ dar. Dinge von mehreren Seiten betrachten ist etwas, was mein 51-jähriger Kollege sehr gut kennt. Die „eine Seite“ aus langjähriger eigener Markterfahrung – die „andere Seite“ aus Sicht seiner aktuellen Position sowie der Leitung des Eigenanlagengeschäftes. Gerade diese Abteilung, zusammen mit dem RisikoControlling, sind in der aktuellen Situation, nach langer Niedrigzinsphase und schnell gestiegener Zinsen, wichtige Partner bei der Zinsgestaltung einer Bank. Hier sind die Fachleute, die über die Einhaltung aller gesetzlicher Vorgaben und die risikorelevanten Gesichtspunkte wachen. Sie führen sogenannte Stresstests durch und sind für die Liquiditätssteuerungen verantwortlich.
Negativzinsen – ein Stresstest für die Bank
„Wir sind eine Volksbank“, erklärt mir der verheiratete gebürtige Freiburger, dessen Frau und Kinder in Zürich leben. „Wir stehen für Sicherheit, Vertrauen und Nachhaltigkeit. Wir haben bisher alle Krisen gut gemeistert, aber das liegt eben auch an unseren Werten und einer vorsichtigen Geschäftspolitik.“
Thomas Rohrer ist schon bei vielen Banken gewesen. Von Freiburg im Breisgau führte sein Weg über Düsseldorf, Frankfurt und zuletzt der Credit Suisse AG in Zürich bis in den Kraichgau, nach Wiesloch. Er kennt die Vorzüge von Privat- und Großbanken, schätzt aber die Stärken unserer Genossenschaftsbank. „Wir sind sehr gut aufgestellt, haben ein attraktives Geschäftsgebiet und eine sehr gute Kapitalausstattung. Was man aber deutlich gemerkt hat, waren die Herausforderungen der vergangenen Jahre, so seine Bilanz. Finanzkrisen mit folgender, langer Niedrigzinsphase bis hin zu Negativzinsen und strengeren Regulatorik haben das Umfeld für Banken deutlich geändert. Gerade die Negativzinsen haben die Banken vor große Herausforderungen gestellt, da ein margenträchtiges Geschäft weggefallen ist. „Die Treue unserer Kundschaft und Mitglieder wollten wir belohnen. Daher haben wir die Negativzinsen so lange als möglich übernommen und nicht direkt weitergegeben. Auf der anderen Seite haben wir ein großes Kreditvolumen zu niedrigen Zinsen langfristig gebunden“.
Ein Blick zurück
Als ehemalige Finanzberaterin kann ich die Gründe meines Kollegen gut nachvollziehen. Seit 2014 gab es keine Zinsen mehr. Wer vor diesem Zeitpunkt bereits in der Beratung war, so wie ich, hatte leidvoll mitverfolgt, wie auch die letzten „Zinsangebote“ zu Ende gingen. Auf der anderen Seite freuten sich Haus- und Neuhausbesitzer über die immer günstigeren Kreditzinsen. Und wer Glück hatte, konnte sich die niedrigeren Zinsen für einen langen Zeitraum sichern.
Der Druck war groß
Des einen Freud, des anderen Leid? Ja, Hausbesitzer:innen freuten sich über eine günstige Finanzierung, während Sparer:innen leer ausgingen. Sie wurden in den vergangenen Jahren nicht für ihren Konsumverzicht und das Geld „auf die hohe Kante legen“ durch Sparzinsen belohnt. „Dass sich diese Kund:innen nach Sparzinsen sehnen, verstehen wir“, so Thomas Rohrer, „daher gibt es ab sofort auch wieder Zinsen für Anlagen“. Der immer größer gewordene Wunsch unserer Kund:innen war am Ende der Grund, wieder Zinsen anzubieten, auch wenn dies zu einem deutlichen Zinsaufwand für unsere Bank führen wird. „Wir hören unsere Kund:innen und auch die Marktmitarbeitenden.“ Mit einigen dieser Marktmitarbeitenden habe ich gesprochen. Die Stimmung ist überall ähnlich. Viele Kund:innen fragen nach Zinsen – kommen aktiv auf ihre Beraterin oder ihren Berater zu. Vor allem nach Zinsen für kurzfristige Anlagen oder ein- bis zweijährigen Festgeldern wird gefragt. Es ist eine schwierige Zeit, so meine Kolleg:innen. Keiner weiß so recht, wohin die Reise geht. Vor allem auch wirtschaftliche Folgen möchten unsere Kund:innen durch schnell verfügbares Geld abfedern können. Gedanken, die ich allzu gut nachvollziehen kann. „Viele Fragen, wann denn endlich was in Sicht sei“, meint ein Kollege. Wir haben großartige Kund:innenbeziehungen aufgebaut. Die Kund:innen vertrauen uns und bleiben uns daher treu. Dieses Vertrauen und die oft langjährige Treue möchten wir nun auch belohnen.
Die schwierige Frage des Zeitpunkts
Aber auch die Marktmitarbeitenden wissen um die schwierige Entscheidung, welche auch die Bank betrifft. Und die Entscheidung über den Zeitpunkt der Einführung von Habenzinsen ist den Vorständen und Mitarbeitenden um Thomas Rohrer nicht leichtgefallen, so erfahre ich weiter in meinem Interview. Wie jedes Unternehmen müssen wir unsere Bilanz und Ertragssituation im Blick haben und hier insbesondere die Stabilität der Bank. Die Aktivseite, also die Kredite an unsere Kund:innen und unsere eigenen Geldanlagen, sind zum größten Teil nach der langen Niedrigzinsphase zu niedrigen Zinsen festgeschrieben. Als Bank profitieren wir also nur langsam durch höhere Zinserträge. Auf der anderen Seite sind die Guthaben unserer Kund:innen durch die fehlenden Zinsangebote der Vergangenheit sehr kurzfristig gebunden und eine Zinseinführung führt zu sofortigem Zinsaufwand. In Summe also eine große Belastung, welche mit ruhiger Hand zu steuern ist. Als Orientierung für die neuen Zinsangebote dient die Einschätzung zur Zinsentwicklung, die Mitbewerberanalyse und die Kund:inneninteressen.
Ein Blick nach vorne
„Und am Ende müssen auch die Marktmitarbeitenden erst wieder lernen, mit solch einer neumodellierten Anlage umzugehen.“ Jede Einführung von neuen Produkten erfordert eine Weitergabe von Informationen, sowohl für die Kolleg:innen am Markt als auch für die Mitarbeitenden im Back-Office. Unser Anspruch ist es, Kund:innen auf dem für sie auch teilweise neuen Weg zu begleiten, ihnen eine vollumfängliche Beratung zu bieten. Und nicht zuletzt, möchten wir Kund:innen bei der für sie richtigen Entscheidung unterstützen. Hier gilt es, alle Kundeninteressen, deren Lebenslagen sowie die Erwartungen zum Marktumfeld, insbesondere die hohe Inflation, zu berücksichtigen.
Wir leben in einer Zeit der Veränderungen, also: packen wir’s an. Die Volksbank ist vorbereitet, moderne Varianten („upgegraded“ könnte man „neudeutsch“ sagen) stehen bereit. Sparen wird wieder belohnt. Wie? Das erfahren Sie hier oder auf Ihrer Filiale vor Ort. Meine Kolleg:innen helfen Ihnen gerne auf der Suche nach den passenden Produkten mit Guthabenzinsen. Sie haben diesem Moment ebenfalls entgegengefiebert und freuen sich bereits auf die kommenden Gespräche mit Ihnen.
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