„Bitte kleiden Sie sich berufsentsprechend“
Im September habe ich mein duales Studium begonnen. Dafür erhielt ich einige Infos von der Personalabteilung. Unter anderem hieß es: „Bitte kleiden Sie sich berufsentsprechend.“ Damit ich nicht lange überlegen und recherchieren musste, was dies bedeutet, gab es Lernvideos zum Thema Business-Kleidung. Ganz neugierig durchforschte ich meinen Kleiderschrank, um zur Erkenntnis zu kommen: „Ich muss shoppen gehen“.
Zwar haben Frauen mittlerweile deutlich mehr Auswahl als früher und die Männer können auf die Krawatte verzichten, doch 80 % meiner Freizeitkleidung galt eher weniger als „berufsentsprechend“. Ich begab mich also auf die Suche und shoppte meine ersten Blazer und Anzugshosen. Ich muss zugeben, anfangs war es sehr ungewohnt, mich schicker als in der Freizeit anzuziehen. Aber ich habe mich überraschend schnell daran gewöhnt.
Krawatte adé, Jeans okay Von Klassik zu Casual
Ein Bericht von Nanni Rottmann | 18.12.2020Eine ganz einfache Frage vorab: Angenommen, du möchtest Geld anlegen - wem würdest du es eher anvertrauen? Jemandem im Jogginganzug, der damit schneller weggerannt ist, als du überhaupt das Wort „Rendite“ aussprechen kannst? Oder lieber der seriös wirkenden Person im klassischen Anzug bzw. Kostüm, bei der du dir sicher sein kannst: Mit dieser Hose kommt man maximal bis an den Kopierer, um die Verträge ready zu machen? Vielleicht ist es aber auch eine Kombi aus beidem- sozusagen die goldene Mitte, die uns Vertrauen und Sicherheit beim Gegenüber suggeriert. Aber: Wie sieht diese „goldene Mitte“ heutzutage aus?
Allein durch den Kleidungsstil ordnen wir häufig Menschen ein und versehen sie mit einem Etikett. Egal ob es in unserer Freizeit ist, bei einem Businessmeeting, in der Schule oder in der Bank: Die Kleidung spielt beim ersten Eindruck eine große Rolle. Kleider machen Leute, heißt es in einem Sprichwort. Wahrscheinlich stimmt dies auch, denn mit Anzügen und Kostümen verbinden wir Seriosität, Kompetenz und Sympathie. So kann es sein, dass wir formell angezogenen Menschen schnelles Vertrauen entgegenbringen. Oder vertraust du einer Person mit zerrissener und verwaschener Jeans und Hoodie dein Geld an? Vielleicht ist es dir aber auch egal. Denn klar ist, dass sich in den letzten Jahren einiges geändert und gelockert hat. Auch bei uns.
Orientierungshilfen statt Vorgaben
Feste Dresscodevorgaben haben wir nicht. Aber es gibt Orientierungshilfen. Natürlich sollte dabei jedem klar sein- wir Mitarbeitende repräsentieren unsere Bank, unseren Arbeitgeber. Also besser bei der Kleiderwahl auf Sandalen, Badeschlappen oder Flip Flops sowie extrem freizügige Kleidung verzichten.
Der „Casual Business Look“ setzt sich auch in der Volksbank immer weiter durch. Während vor Jahren die Kollegen fast ausschließlich mit Anzug und Krawatte unterwegs waren, ist dies heute keine Pflicht mehr. Auch Kolleginnen im klassischen Kostüm sehe ich selten. Dafür immer öfter Chinos und dunkle Jeans.
Je nachdem in welcher Filiale oder internen Abteilung ich eingesetzt werde, ziehe und passe ich mich dementsprechend an. Mittlerweile trage ich nicht wie anfangs erwartet jeden Tag eine schicke Bluse mit Anzugshose, sondern greife zur „Casual Businesskleidung“. Wichtig für mich: Ich muss mich nicht verkleiden und kann meinen eigenen Business-Style finden.
Beratung auf Augenhöhe
Natürlich lassen sich Dresscode- Go‘s und No-Go‘s nicht verallgemeinern. In einer kleinen Filiale auf dem Land ist es vielleicht sinnvoller sich legerer anzuziehen als in einer unseren größeren Standorten. Schließlich möchte niemand overdressed oder spießig wirken. Aber es kommt nicht nur auf den Standort an, sondern vor allem auf unsere Kunden. Denn die Kundenerwartungen verändern sich mit und wir möchten unsere Kunden auf Augenhöhe beraten und uns dabei modern und offen präsentieren. Grundsätzlich gilt: das Outfit sollte nicht altmodisch wirken, da man veraltete Kleidung oftmals mit einem veralteten Informationsstand assoziiert.
Klar spielt nicht nur die Kleidung eine große Rolle. Seien wir ehrlich: Wenn dich eine nach Alkohol riechende Person in einem chaotischen und verdreckten Büro empfängt, bringen selbst die hochwertigsten Kleidungsstücke nichts. Auch rettet ein gut gewähltes Outfit kaum Unpünktlichkeit und Unzuverlässigkeit.
Mein Fazit:
Um die goldene Mitte zu finden, ist es also fast unmöglich, allgemeine „Dresscode-Richtlinien“ festzulegen. Der Kleidungsstil sollte für den Standort und für die Kunden entsprechend gewählt werden. Das Wichtigste ist aber auch, dass man sich wohlfühlt. Zur Absicherung kann immer noch Ersatzkleidung mitgenommen werden. So bleibt man flexibel und kann sich dementsprechend anpassen.
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