Camping-Urlaub? Aber sicher! Manuela Brecht eine Unternehmerin mit viel Power und guten Ideen.

Ein Bericht von Nicole Pollakowsky | 03.12.2020

Mit viel Power und guten Ideen hat Manuela Brecht ihr Unternehmen „Brecht Caravan“ durch den Lockdown im Frühjahr gebracht. Seit Sommer profitieren die Heilbronner vom allgemeinen Camping-Boom – und fühlen sich bestätigt in ihrer Auffassung: „Camping ist die beste Art, sicher Urlaub zu machen.“

"Ich habe etliche Nächte gebetet, dass das endlich aufhört“, erinnert sich Manuela Brecht. Wenn die Unternehmerin vom Frühjahr 2020 erzählt, klingt sie fast ein bisschen erstaunt. So als könne sie immer noch nicht glauben, das alles tatsächlich erlebt zu haben. Wohnwagen und Reisemobile sind das Business der 48-Jährigen, die in Heilbronn das Familienunternehmen Brecht Caravan leitet. Verkauf, Vermietung, Wartung, Reparatur, Ersatzteile, Zubehör – eigentlich haben die Brechts alles im Angebot, was ihre Kunden für einen erfüllten Campingurlaub brauchen. Vorausgesetzt, Reisen ist erlaubt und vorausgesetzt, die Campingplätze haben geöffnet. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, doch mit dem Lockdown Mitte März änderte sich alles.

Mit dem Lockdown kamen die Absagen

„Von einem Tag auf den nächsten haben wir nur noch Absagen erhalten, Werkstatttermine wurden storniert, es gab Kaufrücktritte“, so Manuela Brecht. Die ganze Arbeit ihres Teams, das schon ab Oktober die Vermietungen fürs Folgejahr koordiniert hatte, war dahin. „Aber das Schlimmste waren die Aasgeier“, sagt die Unternehmerin. „Also die Leute, die Corona-Schnäppchenpreise von uns forderten, in der Hoffnung, von unserer schwierigen Situation zu profitieren.“ Und tatsächlich habe sie einige Fahrzeuge zu Sonderkonditionen abgeben müssen, um liquide zu bleiben. Wie sehr sie das ärgert, ist ihr anzuhören.

Camping-Urlaub? Aber sicher!

Manuela Brecht ist zwischen Campingmobilen und Wohnwagen aufgewachsen. Von Kindesbeinen an war die Heilbronnerin im elterlichen Betrieb dabei. Schon als kleines Mädchen half sie Ware auszuzeichnen und die Kasse zu bedienen. Nach ihrer Ausbildung zur Bürokauffrau leitete sie 15 Jahre lang die Werkstatt. Im März 2015 erfolgte der Generationenwechsel: Manuela Brecht kaufte ihrem Vater das Unternehmen ab. Seit diesem Zeitpunkt ist auch die Volksbank Kraichgau Geschäftspartner von Brecht Caravan. Selbst wenn die Filiale in Kirchardt nicht direkt um die Ecke liegt, ist Manuela Brecht überzeugt von der Zusammenarbeit. „Mit unserer vorherigen Bank haben wir bei meiner Geschäftsübernahme keine Einigung gefunden. Ein Kollege hat mir dann die Volksbank in Kirchardt empfohlen. Innerhalb von drei Tagen saß der Vorstand bei mir im Büro und nach kürzester Zeit lag eine Lösung auf dem Tisch.“ Die frischgebackene Chefin begann zu investieren und zu modernisieren. Die Belegschaft wuchs von 16 auf heute 33 Mitarbeitende an.

Neben Manuela Brechts Ehemann ist auch Tochter Chiara mit an Bord, Sohn Max steigt 2021 mit ins Unternehmen ein. Innerhalb von fünf Jahren gelang es, den Umsatz zu verdreifachen. Pro Jahr verkaufen die Camping-Experten etwa 350 Camper und Caravans. 26 Wohnmobile und acht Wohnwagen stehen zur Vermietung bereit. Um die rund 4000 Werkstatt-Durchgänge jährlich bewerkstelligen zu können, steckten die Brechts 2019 über eine Million Euro in den Neubau einer größeren Werkstatt. Dann kam Corona und der erste Lockdown.

Wohnmobile zu behindertengerechten Spezialfahrzeugen umgebaut

„Mir war klar, dass das zwei Monate gehen kann und dass es danach eng würde“, erzählt Manuela Brecht. Daher beantragte sie kurzfristig einen KfW-Kredit. Auf Kurzarbeit verzichtete Brecht Caravan. Auch Entlassungen gab es keine. Stattdessen schrieb das Unternehmen seine Stammkunden an: Zusammen mit einer symbolischen Rolle Camping-Toilettenpapier erhielten sie einen Rabattgutschein für die Fahrzeugwartung. „Das haben viele als Anreiz genommen, einen Werkstatttermin zu vereinbaren“, erzählt die Chefin.
Die Zwangspause im Frühjahr nutzte sie mit ihrem Team außerdem, um eine neue Idee umzusetzen, die sie von der Camping-Messe CMT im Januar mitgebracht hatte. „Mehrere Besucher an unserem Messestand haben gefragt, ob wir auch behindertengerechte Camper im Angebot haben. Ich musste jedes Mal verneinen. Die Hersteller bieten da nichts Spezielles an.“ Für einen Rollstuhl seien die Fahrzeuge viel zu eng. Die Heilbronnerin beschloss, das zu ändern. Rampen wurden besorgt, Türen erweitert, Gänge verbreitert. „Wir haben Corona genutzt, um Spezialfahrzeuge herzustellen – die ersten haben wir bereits verkauft“, so Manuela Brecht. Inzwischen hat ihr Unternehmen die Umsatzeinbußen vom Frühjahr wieder wettgemacht. Kaum wurden im Frühjahr die ersten Lockerungen verkündet, ging der Run auf die Camping-Branche los. „Plötzlich wollten alle Termine haben, weil klar wurde: Camping ist eine optimale Möglichkeit, auf sichere Art und Weise Urlaub zu machen.“

„Beim Campen stellt sich ein Freiheitsgefühl ein“

Damit verstärkte sich ein Trend, der sich schon seit mehreren Jahren abzeichnet. Das Spießer-Image, das dem Campen lange anhaftete, ist passé. Urlaub im Wohnwagen oder mit dem Wohnmobil ist hip. „Die Leute lieben das Gefühl der Freiheit, das sich beim Campen einstellt“, sagt Manuela Brecht. Die Luxusausstattung vieler Reisemobile – von Sat-Antenne bis Thermomix – steht für sie dazu nicht im Widerspruch. „Man ist viel in der freien Natur, an der frischen Luft, frei und ungezwungen und man muss sich nicht zu jedem Frühstück oder Abendessen fein machen. Und auch Kontakte sind viel schneller geknüpft als im Hotel.“
Während die Brechts für die Familienurlaube mit den Kindern früher stets den Wohnwagen anspannten, sind sie inzwischen aufs Wohnmobil umgestiegen. „Da ist man noch schneller und flexibler, wenn man einfach nur mal kurz wegfahren möchte“, so Manuela Brecht.

Camping-Urlaub? Aber sicher!

Ob ihre Power und ihre Ideen ausreichen, um der Corona-Krise auch langfristig zu trotzen, kann sie heute noch nicht abschätzen. Immerhin fällt der zweite Lockdown nun in eine für die Camping-Branche weniger sensible Saison. Viel hänge jedoch von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung ab. Doch Manuela Brecht bleibt zuversichtlich: „Ich denke, dass der Camping-Boom auch 2021 anhalten wird. Die Leute wollen weiterhin individuell Urlaub machen.“

 

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