„Das Strahlen, wenn einer ein Tor schießt, ist unglaublich!“

Matthias Stang betreut die inklusive Fußballmannschaft des 1. FC Mühlhausen

Ein Bericht von Marlen Schneider | 13.05.2020

Den Begriff Inklusion schreiben sich heute viele auf die Fahne – wirklich eingebunden werden Menschen mit Behinderung aber immer noch viel zu selten. Das gilt nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch in der Freizeit. Beim 1. FC Mühlhausen 1927 e. V. ist das anders. Zweimal im Monat treffen sich hier Menschen mit und ohne Behinderung, um gemeinsam Fußball zu spielen.

Möglich sind Projekte wie dieses nur, weil es Menschen gibt, die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich für andere engagieren. Menschen, die Herausforderungen annehmen, die nicht die eigenen sind, um anderen Freude zu schenken, ihnen den Alltag zu erleichtern und die Gesellschaft ein kleines bisschen besser zu machen.

Ein solcher Mensch ist Matthias Stang. Er ist der Betreuer der inklusiven Fußballmannschaft des 1. FC Mühlhausen – und in dieser Funktion nicht nur auf dem Platz unterwegs.

Herr Stang, wie genau sieht ihr Engagement für die Crazy Kickers aus?
Das Projekt findet in Kooperation mit der Lebenshilfe Wiesloch statt. Von dort kommen die Teilnehmer*innen zu uns – manche wohnen aber auch zuhause bei ihren Eltern. Trainiert wird in der Regel zweimal im Monat. Im Sommer auf unserem Vereinsgelände, im Winter in der Sporthalle der Schillerschule Wiesloch.

Ich bin die Schnittstelle zwischen der Lebenshilfe und unserem Verein, organisiere das Training und bin Ansprechpartner für alle Beteiligten. Wir versuchen möglichst individuell auf jede*n Teilnehmer*in einzugehen, da die Bedürfnisse ganz unterschiedlich sind. Es müssen auch immer wieder Kleinigkeiten geklärt werden: Wie kommt jemand zu uns? Müssen wir irgendetwas beachten? Hinzu kommt die Organisation von Veranstaltungen, die Kommunikation mit Sponsoren usw.


"DIESE ZEIT INVESTIERE ICH GERNE."

Das klingt, als ginge dafür einiges an Freizeit drauf…
Das kann man tatsächlich schwer messen, da es eben nicht nur um das Training an sich geht. Aber das ist es auch, was die Sache so besonders macht: Die Menschen mit ihren ganz persönlichen Bedürfnissen, denen man etwas Gutes tun kann. Diese Zeit investiere ich sehr gerne.

Wie sind Sie zu dem „Job“ gekommen?
Ich habe bereits mehrere Jahre in einer Werkstatt für behinderte Menschen im Elektrobereich gearbeitet und deshalb Erfahrung mit den besonderen Anforderungen, die ein solches Projekt mit sich bringt. Beruflich hat es mich irgendwann in eine andere Richtung verschlagen. Mitglied beim 1. FC Mühlhausen bin ich schon lange und als man mich aber vor ein paar Jahren gefragt hat, ob ich dieses Projekt mitbetreuen möchte, habe ich sofort ja gesagt – die inklusive Arbeit macht mir sehr viel Spaß und als gesunder Mensch freue ich mich, wenn ich etwas zurückgeben kann.

Wie läuft eine Trainingseinheit ab?
Zu Beginn dachten wir noch, Inklusion bedeute, relativ „normale“ Trainingseinheiten durchzuführen. Davon sind wir mittlerweile abgekommen. Die Teilnehmer*innen haben so viel Freude daran, einfach zu spielen – die wollen wir ihnen in dieser einen Stunde alle 14 Tage nicht durch Technikübungen nehmen. Ein bisschen was in die Richtung machen wir aber schon hin und wieder.
Meistens veranstalten wir kleine Matches, bei denen zwei Mannschaften gegeneinander antreten. Da läuft dann alles wie „im richtigen Leben“. Einziger Unterschied: Wir wollen, dass die Teilnehmer*innen mit einem guten Gefühl nach Hause gehen.  Deshalb steht es am Ende fast immer unentschieden. Das Strahlen, wenn einer ein Tor schießt, ist einfach unglaublich!
Wichtig ist es uns, unsere Vereinsmitglieder in das Projekt zu integrieren. Bei jeder Trainingseinheit sind deshalb mehrere Spieler unserer Mannschaften dabei, hauptsächlich aus der älteren Jugend. Die Teilnehmer*innen der Lebenshilfe sind zwischen 20 und 40 Jahren alt. Mitmachen darf grundsätzlich jeder, in jedem Alter und mit jeder Behinderung – solange es sich irgendwie organisieren lässt.

Gibt oder gab es Berührungsängste von Seiten der Vereinsspieler?
Bei Spielern, die noch nie am inklusiven Training teilgenommen haben, sind im Vorfeld schon mal Unsicherheiten da. Aber – und das ist das Schöne – sobald man gemeinsam auf dem Platz steht, hat sich das komplett erledigt und es wird einfach nur Fußball gespielt. Wir versuchen immer wieder andere Spieler miteinzubinden, haben aber auch einige, die immer wieder mitmachen möchten. Das finde ich großartig.
Wichtig ist mir, gerade unseren jungen Spielern zu vermitteln, dass sie es hier mit Menschen zu tun haben, die zwar in einigen Bereichen eingeschränkt – ansonsten aber nicht anders als Gesunde sind.

"ES SIND EHER DIE KLEINEN SACHEN, DIE DIE SACHE SO BESONDERS  MACHEN."

In welchen Momenten macht Ihnen die Arbeit mit den Crazy Kickers am meisten Spaß?
Wir nehmen ab und zu an inklusiven Turnieren teil oder grillen gemeinsam und das sind natürlich tolle Events. Trotzdem sind es eher die kleinen Sachen, die die Sache für mich so besonders machen. Wenn einer nach ein paar Wochen zum ersten Mal wieder den Platz betritt und sofort auf dich zustürmt, um dir zu erzählen, was er in der Zwischenzeit alles erlebt hat – da freut man sich einfach mit. Und dann zu sehen, wieviel den Teilnehmer*innen diese eine Stunde „Normalität“ gibt – das ist für mich das Schönste an dieser Arbeit.

Wie helfen Spendengelder dabei, das Projekt zu unterstützen?
Die Organisation, der Transport der Teilnehmer*innen, unsere Veranstaltungen, die Mannschafts-Ausrüstung, mal ein Eis und Grillwürstchen im Sommer – das kostet natürlich alles Geld. Wir möchten das Angebot für die Teilnehmer*innen soweit wie möglich kostenlos halten, denn die Familien sind häufig finanziell sowieso schon sehr belastet. Deshalb freuen wir uns sehr, Teil der Foto-Spenden-Aktion "SocialChallenge" der Volksbank Kraichgau zu sein und hoffen auf viele Menschen, die uns mit ihrem Foto unterstützen!

Vielen Dank für das Interview, Herr Stang. Eine letzte Frage haben wir: Warum ist die Volksbank Kraichgau die Bank in Ihrem Leben?
Ich bin mit der Volksbank aufgewachsen, meine Mutter hat in der Filiale in Mühlhausen gearbeitet. Heute finde ich es klasse, immer einen persönlichen Ansprechpartner zu haben und zu wissen: Wenn was ist, mit denen von der Volksbank kann man reden – die sind da.

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