Nerven aus Stahl? Nerven aus Granit!
Die Bezeichnung „Nerven aus Stahl“ muss man definitiv abändern, wenn man über Philipp Lutz spricht. Nerven aus Granit sind es, die der zweifache Familienvater offensichtlich hat. Wie sonst bringt man den Mut auf, dem Garten- und Landschaftsbau den Rücken zu kehren und sich der Bearbeitung von Naturstein zu widmen? Wichtig zu wissen an dieser Stelle: Für die Anschaffung der benötigen Konturenseilsäge sowie des 5-Achs-Bearbeitungszentrums ging Lutz finanziell gesehen ins Risiko. Als er vor eineinhalb Jahren nach Verona fuhr, um die erste Maschine anzuschaffen, hatte er die finale Finanzierungszusage noch gar nicht in der Tasche. Stattdessen war diese mit ausreichend Vertrauen zur Hausbank gefüllt. Und mit einer immensen Portion Mut.
Philipp Lutz ist so etwas wie der lebende Beweis dafür, dass Goethe wahre Worte sprach, als er einst feststellte: Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. Auf dem Ittlinger Firmengelände des 39-Jährigen werden regelmäßig bis zu 300 Tonnen Naturstein die Woche angeliefert, die er beispielsweise zu Riesenpflanzkübeln oder Terrassenplatten verarbeitet. Sein Antrieb ist der unbedingte Wille zur Nachhaltigkeit, seine konkrete Mission: Beton durch Gestein ersetzen, wo es nur geht. Für die Umsetzung schaffte er sich zwei spezielle Maschinen im Wert eines „sehr schönen Einfamilienhauses“ an. Stets an seiner Seite war und ist sein Volksbank- Berater Ralf Holzwarth, mit dem er auch steinige Wege immer wieder gehen würde.
Ernst machen in Sachen Nachhaltigkeit
Wie viel Mut hinter dieser Entscheidung steckt, wird einem erst klar, wenn man die komplette Anfangsgeschichte kennt: „Ich wusste zum damaligen Zeitpunkt nicht einmal, wie man die Maschinen bedient. Das habe ich mir als Fachfremder selbst beigebracht. Und darauf bin ich stolz wie Oskar“, freut sich Lutz und sagt weiter: „Ich will meinen Kindern später nicht erzählen müssen, dass ich mehr Ressourcen verbraucht habe als nötig.“ Daher arbeitet er ausschließlich mit Naturstein aus Deutschland, maximal regional, um lange Wege zu vermeiden. „Nächste Woche werden Photovoltaikanlagen installiert, dann bin ich autark vom Stromnetz. Das Wasser für die Produktion zirkuliert zudem im Kreislauf, um kein Trinkwasser zu verschwenden.“
Auf Naturstein statt Beton setzen
Aber warum plädiert Philipp Lutz überhaupt für einen geringeren Verbrauch von Beton und Zement? „Weil deren Nutzung extrem viel Energie benötigt“, sagt der gebürtige Ittlinger. Und weiter: „Beton wird man immer brauchen. Aber es gibt diverse Anwendungsfälle, in denen man auf Naturstein zurückgreifen kann. Da liegen richtig fette Brocken vor der Tür, die bisher nicht angefasst werden.“ Konkret geht es ihm dabei um Stadtmobiliar - ein Bereich, der nach wie vor von Beton dominiert wird. Dass es auch anders geht, beweist Lutz problemlos: Für seinen Heimatort hat er bereits Schriftzüge und Wappen aus Stein hergestellt, die nun die Ortseinfahrt
zieren. Wenig verwunderlich also, dass der Unternehmer kommunale Auftraggeber als seine künftige Kernzielgruppe sieht. Ebenso wie Gastronomen, die ihren Außenbereich gestalten wollen.
Produktion statt Baustelle
Wie ein solcher Außenbereich aussehen kann, zeigt uns Philipp Lutz direkt vor Ort. Ein italienisches Restaurant in Ittlingen macht mit seinem Biergarten definitiv Lust auf mehr Naturstein. Von den Terrassenplatten über Sitzgelegenheiten bis hin zum XXL- Pflanzkübel für die gleichermaßen riesige Palme ist hier alles aus Stein gemacht. Die Bepflanzung wurde ebenfalls von Philipp Lutz geplant - was bei einem Garten- und Landschaftsbauer absolut Sinn macht. Von den Baustellen selbst zieht sich Lutz aber zunehmend zurück, denn: „Wenn ich nicht in der Halle bei den Maschinen bin, ist niemand in der Produktion. Genau die ist aber mittlerweile mein absoluter Schwerpunkt.“
In der Ruhe liegt die Kraft
Hinzu kommt, dass auch nur der ehemalige Forstwirt die Maschinen bedienen kann - mittlerweile. „Es dauerte acht Wochen, bis ich mit der Konturenseilsäge einen geraden Schnitt machen konnte. Ich habe mich nicht verrückt gemacht und nie aufgegeben. Die Arbeit mit den Geräten bleibt ein Lernprozess, weil jedes Gestein anders ist und andere Anforderungen stellt. Gerade das 5-Achs-
Bearbeitungszentrum ist noch eine echte Wundertüte für mich. Ich nutze es zum Kalibrieren und kann somit millimetergenau Gestein bearbeiten. Da gibt es aber in Zukunft noch viel mehr zu entdecken.“
Höchste Einsatzbereitschaft
An sechseinhalb Tagen die Woche steht Philipp Lutz mit Lärmschutzkopfhörern in seiner Produktionshalle. Diesen Einsatz bringt er gerne: „Für den Garten- und Landschaftsbau habe ich nicht mehr gebrannt. Ich wollte wieder eine Aufgabe, die mir das Gefühl gibt, wirklich etwas zu bewegen. Ich mache all das, was ich heute tue, aus tiefster Überzeugung und mit einem ausgeprägten inneren Antrieb. Es stört mich dabei auch nicht, dass ich beispielsweise jeden Samstag vier Stunden lang die Halle putzen und entstauben muss, damit die Maschinen nicht irgendwann versagen.“
Auch steinige Wege wollen gegangen werden
Diese Motivation vermittelt Lutz im Gespräch absolut authentisch. Voller Begeisterung erzählt der Weinliebhaber von seinem nächsten Projekt: „Ich arbeite an einem Outdoor-Weinregal aus Naturstein, das Funktionalität und Ästhetik vereint. Die Idee dazu hatte ich beim Grillen. Da werde ich oft besonders kreativ.“ Auf die Frage, ob er den Schritt hin zur Naturstein-Bearbeitung so wieder gehen würde, antwortet Philipp Lutz mit einem klaren Ja: „Mein Weg ist der richtige, auch wenn er weiterhin steinig sein wird und ich meine Kunden erst überzeugen muss.“ Bei seinem Volksbank-Berater hat genau diese Überzeugungsarbeit Früchte getragen. „Wir vertrauen uns“, sagt Lutz und fügt das Schlusswort direkt hinzu: „Ohne Vertrauen würde das alles hier niemals funktionieren.“
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