So geht Weinbau heute

Foodie Jil ist zurück

Ein Bericht von Jil Langendörfer | 17.11.2020

Diesmal habe ich mich mit dem Thema Weinbau beschäftigt. Für die Winzer waren die letzten Wochen mit die wichtigsten im ganzen Jahr.
 
Aber wie sieht es aktuell aus?

Trinken die Leute seit Corona mehr oder weniger Wein? Und inwieweit macht der Klimawandel unseren Winzern zu schaffen? Wie können wir unsere Winzer der Region besser unterstützen? Wo kommt unser Wein eigentlich her, welche Arbeit steckt dahinter und was hat das mit unserer Region zu tun?
 
Um hier einen Überblick zu schaffen und auch einige Fragen zu beantworten habe ich mich sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigt und auch einige Winzer persönlich dazu befragt. Simona Maier (Winzerin) aus Mühlhausen nahm sich die Zeit, um mir einiges zu erklären und auch Max, ein Winzer aus der Pfalz, half mir bei weiteren offenen Fragen.

 

Winzer der Region

Arbeiten im Weinberg  

Reben schneiden, Drähte einflechten, Pflanzenschutz, ernten. Das sind nur einige der Arbeiten bevor es an die Verarbeitung geht.
 
Den ganzen Frühsommer über wachsen die Trauben und ab ca. Ende August sind die Beeren langsam reif genug für die Ernte. Einige Sorten brauchen noch 2-3 Extra-Sonnentage damit sie noch vollständig reifen können. So zieht sich die Ernte über einige Wochen hin.

Die Ernte steht vor der Tür

Heutzutage wird meistens (dort wo es von der Lage her geht) mit einem Vollernter geerntet. Dass weniger mit der Hand geerntet wird liegt zum einen daran, dass einfach nicht mehr so viele Arbeitskräfte wie noch vor ein paar Jahren zur Verfügung stehen. 

Früher haben oftmals Freunde, Verwandte und Bekannte bei der Weinlese geholfen. Da die meisten Menschen heutzutage jedoch immer weniger Zeit haben, können die Winzer viele der oben aufgezählten Personen nicht mehr mit einplanen und auch nicht auf deren Unterstützung hoffen. Selbst wenn Verwandte die Zeit zum Helfen hätten, aufgrund der immer größer werdenden Landfluktuation sind sie oft gar nicht mehr in der Nähe. Sie sind längst in größere Städte oder sogar ins Ausland gezogen.
 
Auch der Faktor Zeit spielt eine große Rolle. Die Vollerntemaschine ist für die Winzer enorm wichtig geworden, da es mit ihr deutlich schneller geht als mit der Hand. Ein Vollernter benötigt für 10 Tonnen ca. 60 Minuten, während Arbeiter mehrere Stunden, vielleicht sogar Tage dafür benötigen würden.
 
Aber nicht nur diese Aspekte spielen eine Rolle, auch das sich verändernde Klima ist ein großer Punkt. Tagsüber ist es teilweise viel zu heiß für die Ernte. Eine Vollerntemaschine kann auch problemlos in der Nacht fahren und dabei eine große Menge an Trauben ernten.

Klimawandel

Nicht nur beim Herbsten (Umgangssprache für Weinlese) spielt der Klimawandel eine Rolle, auch sonst ist er ein großes Thema. In dieser Sache konnte Simona mir weiterhelfen und einiges erzählen. Der Klimawandel hat Vor- und Nachteile. Wenn es ums Herbsten geht, haben wir gelernt, dass es hier eher ein Nachteil ist. Denn manchen Weinsorten, wie z.B. dem Riesling, macht die Trockenheit zu schaffen. Dennoch hat die Erwärmung auch etwas Positives. Neue Sorten schaffen es nach und nach sich in Deutschland (unter anderem im Kraichgau) anzusiedeln. Durch die Wärme wachsen verschiedene Sorten, die es vorher so nicht geschafft haben. Temperatur und Wetterumschwung wirken sich hier positiv auf die Reife aus. Die Merlotrebe ist ein Beispiel hierfür.

Corona

Und wie wirkt sich Corona auf unsere Winzer aus? Verschiedene Statistiken besagen, dass die Menschen durch Corona mehr Wein trinken. Aber stimmt das so?
 
Teilweise! Große bekannte Weingüter, die mit ihren Produkten in diversen namhaften Supermärkten vertreten sind, sind gut dabei. Für kleinere Weinproduzenten oder Vertreiber ist es eher eine schwierige Zeit. Unsere Winzer der Region sind oftmals auf Restaurants, Cateringfirmen oder Feste in der Umgebung angewiesen.

Viele Restaurants waren, und sind jetzt wieder, coronabedingt über mehrere Wochen hinweg geschlossen. Feiern wurden gestrichen, sodass Cateringunternehmen weniger Wein benötigen. Weinfeste, Kerwen und jegliche Großveranstaltungen wurden, wie Ihr alle wisst, auch abgesagt. Die Folge: es wurde viel weniger Wein verkauft.

Winzer der Region

EU Verordnungen für unsere heimischen Winzer

Aber nicht nur Corona, sondern auch andere Probleme machen den kleineren Weingütern zu schaffen.
 
Die EU bringt immer strengere Auflagen hervor. Diese fordern immer wieder neue und teure Investitionen. Viele können all das nicht mehr stemmen. Verschiedenste Kontrollämter wie zum Beispiel das Eichamt, die Berufsgenossenschaft oder der Wirtschaftskontrolldienst kommen regelmäßig vorbei. Diese Kontrollen sind gut und gehören dazu. Jedoch sind die Auflagen, die daraus folgen oftmals nicht oder nur sehr schwer zu bewältigen.

Zum Beispiel gibt es seit einiger Zeit eine so genannte „Düngeverordnung“ bei welcher der Nährstoffhaushalt im Weinberg genauestens dokumentiert werden muss. Auf der einen Seite ein Aspekt zum Klimaschutz (Gewinn für die Natur), auf der anderen Seite ein großer bürokratischer Aufwand für den Winzer.

Winzer der Region

Archivfoto aus dem Jahr 2019

It‘s Time for Wine

Dieses Jahr war ein gutes Weinjahr. Die Qualität und die Quantität konnten überzeugen. Es war ein nicht ganz so heißer und trockener Sommer wie die vorherigen Jahre. Informiert Euch doch mal welche Weingüter es bei Euch in der Umgebung gibt. Schnappt Euch euer Fahrrad, das Auto oder geht zu Fuß, um neues entdecken. Der Kraichgau ist voll mit verschiedensten Weingütern & Hofläden. Schaut auch unbedingt mal bei der lieben Simona in Mühlhausen vorbei. Dort könnt Ihr bei einem leckeren Wein oder einer Traubenschorle noch offene Fragen zum Weinbau stellen und vielleicht auch neue Sorten probieren. Natürlich freuen sich auch andere Winzer darüber, Euch mehr über ihre Arbeit erzählen zu dürfen. Falls ihr den Kraichgau erkundet habt, könnt Ihr gerne einen Ausflug in die schöne Pfalz machen. Denn auch dort könnt Ihr einiges entdecken.

Vielleicht findet ihr ja auf dem Weg auch einen tollen neuen Hofladen und denkt dabei an mich.
Für neue Tipps und coole Locations bin ich jeder Zeit dankbar und freue mich über einen Kommentar von Euch.

Macht’s gut & bis bald
Eure Foodie Jil
 
PS: Denkt immer an das Zitat von Johann Wolfgang von Goethe „Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken.“

 

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