Wir treffen uns mit Markus Epp, Geschäftsführer des Sinsheimer Wirtschaftsforums, in seinem Stammcafe Roma in der Sinsheimer Innenstadt. „Die Innenstadt ist das soziale und kommunikative Zentrum unserer Stadt. Hier treffen sich Menschen, verbringen ihre Freizeit und bummeln durch die Geschäfte“, erzählt er uns bei einem Espresso. Das hat ihm in den letzten zwei Jahren gefehlt, es herrschte oft gähnende Leere. „Die Innenstadt und dort der Handel hat eine schwere Zeit hinter sich. Die Pandemie hat – wie überall- ihre Spuren hinterlassen. Fehlendes Publikum und dazu fehlende Kaufkraft hat zu Ertragseinbußen, einer großen Verunsicherung und Zukunftsangst der Betroffenen geführt,“ verdeutlicht Epp die Problematik. Die zahlreichen Herausforderungen, die er aufzählt, sind nicht neu. Schon vor März 2020 hatte der stationäre Handel damit zu kämpfen. Corona beschleunigte diese negativen Trends allerdings erheblich.
Branchenübergreifend vertritt das Sinsheimer Wirtschaftsforum über 200 Händler, Handwerker, Gastronomen und Dienstleister mit rund 40.000 Beschäftigten. Zusammen haben sie das Ziel, ihr Sinsheim von morgen zu gestalten und zu stärken.
Positive Entwicklungen und ein Sorgenkind
Das Wirtschaftsforum Sinsheim, das sich in die drei Teilbereiche Industrie & Handwerk, Handel und Dienstleister gliedert, vertritt seit 1998 die Interessen der örtlichen Gewerbetreibenden. Markus Epp ist seit 2014 ehrenamtlicher Geschäftsführer. Seither ist es ihm eine Herzensangelegenheit, dass die große Kreisstadt mit ihren zwölf Stadtteilen und über 35.000 Einwohnern Ambiente hat, Geschichten erzählen und Menschen begeistern kann. So berichtet uns Epp, dass die emotionale Ansprache aller die in Sinsheim leben und Sinsheim besuchen, unerlässlich für eine lebendige und lebenswerte Stadt ist. Das ist in den vergangenen Jahren größtenteils auch gelungen. „Sinsheim hat sich schon gemacht,“ findet er. Dazu tragen nicht zuletzt die Klima Arena, die Themen & Badewelt und die PreZero Arena der TSG 1899 Hoffenheim bei. Dennoch bleibt ein Sorgenkind: die Innenstadt mit ihren Geschäften, Cafés und Restaurants.
Damit ist Sinsheim nicht allein. Viele Kommunen erwarten künftig deutlich weniger Besucher in ihren Innenstädten. Das geht aus der deutschlandweiten Studie „Zukunftsfeste Innenstädte“ hervor, für die im Frühsommer 2021 die Verwaltungen aller deutschen Kommunen mit mehr als 5000 Einwohnern sowie zahlreiche innenstadtnahe Wirtschaftsvereinigungen befragt wurden. So gehen die Befragten davon aus, dass die Frequenz tagsüber um knapp zehn Prozent zurückgehen dürfte. Die Folgen können fatal sein: mehr Leerstand und Geschäftsaufgaben.
„Es gibt keine Patentlösungen, um Innenstädte zukunftsfest zu machen“, bilanziert Markus Epp. „Wir brauchen unsere eigene auf uns zugeschnittene Lösung. Dabei müssen wir analysieren wie Käufer:innen nach der Pandemie reagieren - kehren sie zu alten Gewohnheiten zurück oder zieht der Internethandel weiter an?“
Altbewährte und moderne Konzepte
Für den Geschäftsführer ist klar: die bewährten großen publikumsanlockenden Veranstaltungen wie Fohlenmarkt, Sinsheimer Herbst und Weihnachtsmarkt müssen zur Belebung der Innenstadt wieder stattfinden. „Hier zieht es viele Besucher in die Innenstadt. Davon profitiert der Handel“, so Epp. Aber er weiß auch, dass die Kunden heute mehr erwarten: einheitliche Öffnungszeiten, Geschäfte mit modernen Konzepten, qualitativer Beratung und Services, ansprechenden Restaurants, Cafés und Räume zum Verweilen. Und: Dienstleister wie Ärzte, Banken und Behörden, die den Background einer lebendigen Innenstadt bilden.
Alle an einen Tisch
Wie sich der stationäre Handel entwickeln muss, um zu überleben, darüber sind Markus Epp und seine drei Vorstandskollegen Dr. Thorsten Seeker, Knut Meißner und Klaus Gaude im engen Austausch mit der Stadtspitze. „Oberbürgermeister Jörg Albrecht ist Beirat im Wirtschaftsforum. Dies trägt dazu bei, dass der Kontakt sehr eng ist,“ erklärt uns Epp und betont den offenen und konstruktiven Austausch mit der Stadtverwaltung.
Unterschiedliche Standpunkte bleiben dabei nicht aus. Ein Beispiel dafür ist die aktuell diskutierte Umgestaltung des Karlsplatzes und die mehr als 20 weggefallenen Parkplätze. „Das Wirtschaftsforum hat seine Einstellung zur Situation gegenüber der Stadt klar zum Ausdruck gebracht. Viele Händler sind über die getroffenen Entscheidungen nicht erfreut und kritisieren die Umsetzung nachhaltig“ stellt der Geschäftsführer heraus und bringt ein weiteres Beispiel: „Auch im Hinblick auf die Höhe der Parkgebühren bestehen unterschiedliche Positionen und Wünsche.“
Es ist vollkommen klar, dass ein Engagement für die Innenstadt zusätzliche Ressourcen benötigt. Und sicher ist dies kein Spaziergang. Warum dies für Sinsheim aber dennoch gut ausgeht, liegt für Markus Epp auf der Hand: „Weil wir uns zusammen engagieren – der Handel, die Stadtspitze und das Wirtschaftsforum. Die Gruppe, die Gemeinschaft, ist immer zu mehr imstande als einzelne Akteure.“
Übrigens: Dies ist ein Beitrag aus unserem Geschäftsbericht 2021. Den vollständigen Geschäftsbericht finden Sie hier.
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