Im Handwerk gemeinsam anpacken

Spannende Projekte und neueste Technik machen Jobs im Handwerk attraktiv

Ein Bericht von Nicole Pollakowsky | 03.06.2022

Egal ob das Dach saniert werden muss, die Spülmaschine streikt oder die Autoinspektion ansteht – wer derzeit einen Handwerksbetrieb beauftragen will, braucht Geduld. Denn während die Auftragsbücher immer voller werden, mangelt es vielen Unternehmen an Personal. Immer weniger junge Menschen können sich für eine Ausbildung im Handwerk begeistern und drücken stattdessen lieber weiter die Schul- oder Hörsaalbank. Hinzu kommen krisenbedingt explodierende Rohstoffpreise, Nachschubprobleme durch unterbrochene Lieferketten und ein hoher Krankenstand. Wie gelingt es in dieser herausfordernden Situation, erfahrene Mitarbeitende zu binden und Nachwuchskräfte zu finden – kurz: „den Laden zusammenzuhalten“? Wir haben drei Handwerksbetriebe im Kraichgau nach ihrem Erfolgsrezept gefragt.

Wahl Elektrotechnik, Kirchhardt

„Ganz wichtig: spannende Projekte“

  • Unternehmen: Wahl Elektrotechnik, Kirchhardt
  • Branche: Elektro
  • Leistungen: Elektrogeräte, Haustechnik, Kundendienst, Installation
  • Anzahl Mitarbeitende: 45 (davon 14 Auszubildende)

Marco Wahl, Geschäftsleitung: „Schon seit der Gründung unseres Unternehmens im Jahr 2004 sind wir in der Nachwuchsförderung sehr aktiv. Wir bilden gern aus, sowohl Elektronikfachkräfte als auch Bürokaufleute, denn das ist für uns der Weg, um Fachkräfte zu sichern. Die Ausbildung bei uns ist breit gefächert, damit die Azubis viel mitbekommen. Dafür haben wir feste Strukturen geschaffen, in die das gesamte Team eingebunden ist. Von der Handwerkskammer Heilbronn werden wir regelmäßig als Top-Ausbildungsbetrieb zertifiziert, außerdem pflegen wir Kooperationen mit verschiedenen Schulen.

Auf diese Weise bekommen wir viele Anfragen und haben immer interessante Auszubildende. Fachkräfte zu finden ist deutlich schwieriger und das schon seit Jahren. Gerade bei der derzeitigen Auftragssituation könnten wir durchaus noch zusätzliche Mitarbeiter brauchen: Wir haben sehr viele Anfragen, speziell im Bereich erneuerbare Energien. Jetzt kommen auch noch die Lieferengpässe dazu. Da ist momentan viel gute Planung nötig, denn natürlich versuchen wir die Wartezeiten für unsere Kunden so kurz wie möglich zu halten. Um als Arbeitgeber attraktiv zu sein und zu bleiben, bieten wir unter anderem eine betriebliche Altersvorsorge an, es gibt Mitarbeiterrabatte, Dienstfahrzeuge und vieles mehr. Besonders wichtig ist es für uns außerdem, immer „up to date“ zu sein, was die neueste Technik angeht und den Mitarbeitenden entsprechende Weiterentwicklungsmöglichkeiten zu bieten.

Je nach Interessenschwerpunkt kann man sich bei uns in vielen Fachbereichen der Elektrotechnik weiterbilden zum Beispiel in der Elektroplanung von Objekten oder als spezialisierter Elektroniker mit eigenem Fachbereich oder man kann Teil unseres E-Mobility-Teams werden. Eine weitere Besonderheit ist, dass wir auch die Elektroplanung machen und alle Zeichnungen mit einem modernen CAD Programm selbst erstellen. Durch die intelligente Haussteuerung gewinnt außerdem das Thema Programmierung zunehmend an Bedeutung. Wir haben da aktuell einige tolle Smart-Home-Projekte laufen. Ich glaube, das ist ganz wichtig, um einen attraktiven Arbeitsplatz zu bieten: spannende Projekte.“

 

Geschäftsführer Marco Wahl im Gespräch mit seinem Volksbank-Berater Sascha Köttig.

Wahl Elektrotechnik, Kirchhardt

      

Adamiok GmbH, Bruchsal, und Hölzer GmbH, Eggenstein-Leopoldshafen

„Digitalisierung macht die Arbeit spannend‘“

  • Unternehmen: Adamiok GmbH, Bruchsal, und Hölzer GmbH, Eggenstein-Leopoldshafen
  • Branche: Automobil
  • Leistungen: Karosseriewerkstatt und Autolackierung, Scheiben-Service, Oldtimer-Restaurierung, Reifen-Service
  • Anzahl Mitarbeitende: 18 in Bruchsal, 13 in Eggenstein-Leopoldshafen (davon insgesamt 5 Auszubildende)

Samir Celikcan, Geschäftsführer: „Wir würden gern noch mehr ausbilden, aber wir haben hier verschiedene große Industriekonzerne wie Daimler oder John Deere in der Nähe, die einfach viel mehr zahlen können als ein kleiner Betrieb wie wir. Das macht es nicht einfach, Bewerber zu finden. Wir arbeiten deshalb mit verschiedenen Institutionen zusammen, die in der Flüchtlingshilfe aktiv sind.

Wir bilden junge Geflüchtete aus und machen damit sehr gute Erfahrungen. Aktuell arbeiten bei uns drei junge Männer aus Eritrea, Afghanistan und Albanien. Der erste von ihnen hat seine Ausbildung vor kurzem abgeschlossen und alle Prüfungen mit Bravour bestanden, jetzt ist er festangestellt bei uns. Bei den anderen beiden sieht es genauso gut aus. Was die Fachkräftesicherung angeht, setzen wir stark auf Digitalisierung, denn mit Blick auf die ganzen Elektro- und Hybridfahrzeuge wird das in Zukunft immer wichtiger werden. Unsere Mitarbeitenden bekommen Smartphones und iPads – das sind neue Herausforderungen, die Spaß machen und spannend sind: Über das iPad kann sich der Mitarbeiter direkt ins Steuergerät des Autos einwählen und auf Fehlersuche gehen. Je nach Leistung und Aufgabenbewältigung zahlen wir außerdem Boni, es gibt eine Geldwertkarte und wir haben eine Betriebsrente eingeführt.

Je nach Leistung und Aufgabenbewältigung zahlen wir außerdem Boni, es gibt eine Geldwertkarte und wir haben eine Betriebsrente eingeführt. Insgesamt blicken wir positiv in die Zukunft: Trotz aller Krisen in der Welt sind wir erfolgreich. Während Corona haben wir die Zeit genutzt, um neue Prozesse einzuführen und so die Effizienz gesteigert. Durch unsere Digitalisierung gewinnen wir immer neue Partner, weil wir jetzt auch die modernen neuen Fahrzeuge in Stand setzen können.“ 

 

Auch mit Jörg Denner, Firmenkundenbetreuer, spricht der Geschäftsführer über Themen wie beispielsweise Lohnkostenoptimierung zur Mitarbeiterbindung

Adamiok GmbH, Bruchsal, und Hölzer GmbH, Eggenstein-Leopoldshafen

     

Leiser Holzbau, Ubstadt-Weiher (Ortsteil Zeutern)

„Den Nachwuchs selbst ‚ziehen‘“

  • Unternehmen: Leiser Holzbau, Ubstadt-Weiher (Ortsteil Zeutern)
  • Branche: Holzbau
  • Leistungen: Holz-, Haus- und Dachbau, Dachfenster, Dämmung
  • Anzahl Mitarbeitende: 13 (davon 3 Auszubildende)

Andreas Leiser, Geschäftsführer: „Unser Team besteht momentan aus 13 Mitarbeitern. Noch ein oder zwei Leute mehr im Team wären gut, denn der Auftragsdruck ist hoch. Aber gute Mitarbeiter zu finden, ist schwierig. Annoncen in der Zeitung oder in Suchportalen bringen gar nichts. Stattdessen sind wir den Sozialen Medien aktiv, geben dort Einblick in unsere Arbeit und informieren, dass wir einstellen. Gute Erfahrungen haben wir außerdem damit gemacht, dass wir unsere Nachwuchskräfte selbst „ziehen“, indem wir ausbilden.

Die Verbände und auch die Kreishandwerkerschaft unternehmen da viel, um zum Beispiel an Schulen für das Handwerk zu werben. Das schlechte Image, das das Handwerk teilweise hat, ist nicht gerechtfertigt: Gerade im Zimmererhandwerk sind die Löhne stark gestiegen, auch beim Material hat sich viel verbessert und es haben sich attraktive duale Bildungssysteme etabliert – als Zimmerermeister ist auch ein Studium möglich.

Um unseren Mitarbeitenden attraktive Arbeitsplätze zu bieten, stellen wir gute Hilfsmittel und gutes Werkzeug zur Verfügung – einen Baukran, Tragehilfen, gute Leitern ... Seit gut zehn Jahren achten wir auch sehr auf Nachhaltigkeit. Bei unseren Mitarbeitern kam es gut an, dass sie bei der Arbeit nicht mehr mit belasteten Materialen in Berührung kommen.  Auch wichtig für die Arbeitgeberattraktivität: unsere betriebliche Altersvorsorge. Gerade Helfer im Niedriglohnsektor sind auf diese Unterstützung angewiesen. Nicht zu unterschätzen für die Mitarbeiterbindung ist auch ein guter Betriebsausflug. Wir haben 2021 für viereinhalb Tage mit dem ganzen Team eine Kreuzfahrt auf der Aida gemacht – das war super für den Zusammenhalt.“ 

Seine Mitarbeiter sind Andreas Leiser sehr wichtig. Das weiß auch sein Firmenkundenbetreuer Martin Straub. Gemeinsam besprechen sie Möglichkeiten zur Mitarbeiterbindung und betrieblichen Altersversorgung.

Leiser Holzbau, Ubstadt-Weiher (Ortsteil Zeutern)


Übrigens: Dies ist ein Beitrag aus unserem Geschäftsbericht 2021. Den vollständigen Geschäftsbericht finden Sie hier.

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