Zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen Bernhard Jung, Birgit Nadolny-Kammer und Hans-Günter Hogg vom Vorstand des Fördervereins Kraichgau Hospiz an der Elsenz wird sie in den kommenden Tagen an einem Infostand in der Hauptstelle der Volksbank in Sinsheim präsent sein und das Vorhaben des Vereins vorstellen: die Realisierung eines Hospizes in Sinsheim. Sterbenskranke Menschen können hier gemeinsam mit ihren Angehörigen ihre letzten Lebenstage verbringen und werden fachkundig und liebevoll bis zum Tod begleitet und umsorgt. Der vertrauenswürdige, seriöse Rahmen der Bank, so Birgit Michel, sei optimal, um den Sinsheimer:innen ein sensibles Projekt wie ihres näherzubringen. „Deshalb sind wir so dankbar für die Plattform, die die Volksbank uns bietet“, ergänzt ihr Vorstandskollege Bernhard Jung.
Es ist eine Sache, die alle betrifft – über die aber kaum jemand gern nachdenkt: das Sterben. Wie und wo wollen wir unsere letzten Tage verbringen? Wie sollen unsere Liebsten von uns gehen? „Das ist ein sehr emotionales Thema“, weiß Birgit Michel. Aber eben auch ein Thema, mit dem es sich zu beschäftigen lohnt. Deshalb möchte sie mit den Menschen dazu ins Gespräch kommen.
Fachkundige und liebevolle Betreuung in den letzten Lebenstagen
Doch worum geht es bei dem Projekt eigentlich genau? „Wir wollen den Menschen im Kraichgau eine Möglichkeit geben, in der Nähe ihres sozialen Umfeldes in Würde zu sterben“, fasst Bernhard Jung zusammen. Ein Hospiz bietet diese Möglichkeit, doch bislang gibt es keine solche stationäre Einrichtung in Sinsheim und Umgebung. Betroffene müssen in die nächstgelegenen Hospize in Wiesloch, Heidelberg oder Bad Friedrichshall ausweichen. Diese Lücke in der sozialen Infrastruktur der Region will der Förderverein nun schließen.
Bis 2025, so der Plan, soll in unmittelbarer Nachbarschaft zur GRN-Klinik ein Neubau entstehen, in dem bis zu acht Gäste gut umsorgt ihre letzten Tage verbringen können. „Das Grundstück, das der Rhein-Neckar-Kreis uns zur Verfügung gestellt hat, ist für unseren Bedarf ideal“, so Bernhard Jung. Neben der Nähe zur Innenstadt und der guten ÖPNV-Anbindung seien viele Synergien etwa mit der Klinikküche oder der Wäscherei zu erwarten. In engem Austausch steht der Förderverein auch schon mit der Palliativstation des Krankenhauses.
60.000 Euro Förderzusage der Volksbank Kraichgau
Der erste Spatenstich für das Hospiz soll spätestens im Frühsommer 2023 erfolgen – dass dies möglich wird, ist insbesondere der Finanzierungszusage durch die Weinheimer Hector-Stiftungen zu verdanken: Mit insgesamt rund sieben Millionen Euro kommen sie für den Kauf des Grundstücks, die Baukosten und die Ersteinrichtung auf. Die Betriebskosten übernehmen dann zu 95 Prozent die Kranken- und Pflegekassen. Den Rest gilt es über Spenden, Sponsorings, Mitgliedsbeiträge und andere Zuwendungen zu stemmen. „Fünf Prozent, das hört sich erst einmal überschaubar an – aber wir reden hier von rund 150.000 Euro pro Jahr“, verdeutlicht Bernhard Jung die Größenordnung. Der Sinsheimer ist daher im Gespräch mit den Unternehmen vor Ort, die er ermutigt, das Hospiz-Projekt finanziell zu unterstützen. Eine Förderin und Multiplikatorin hat er in der Volksbank Kraichgau gefunden. „Ein Hospiz steht für Würde, Respekt und Vertrauen – da ist es uns eine Herzensangelegenheit, dass wir uns hier engagieren und Gutes tun in der Region“, sagt Volksbank-Vorstandsmitglied Klaus Bieler. Mit drei Paketen à 20.000 Euro fördert sein Kreditinstitut in den kommenden Jahren das Hospiz-Projekt. Als „Anschubfinanzierung“ für die Kosten, die der Förderverein selbst aufbringen muss, beschreibt Klaus Bieler die Unterstützung durch sein Institut. „Die Volksbank Kraichgau ist ja seit jeher für ihre regionale Förderung bekannt“, ergänzt Max Böhler, Leiter der Abteilung Digital Office & Marketing. „Gesellschaftliches Engagement auf vielen Ebenen ist uns wichtig. Mit der Unterstützung für das Hospiz engagieren wir uns in einer Form, die wunderbar zu unserem Slogan passt: Was einer nicht schafft, das schaffen viele.“
Breite Unterstützerbasis benötigt
Ganz in diesem Sinne will der Förderverein eine möglichst breite Basis von Unterstützenden gewinnen und klopft dafür auch an außergewöhnliche Türen – etwa an die von Bestattungsinstituten. „Bei vielen Beerdigungen wird nicht mehr um Kränze, sondern um Spenden für einen karitativen Zweck gebeten – das Hospiz ist dafür eine geeignete Adresse“, erklärt Birgit Michel. Sie ist außerdem mit Land- und Amtsgericht im Austausch. Denn auch die dort verhängten Geldstrafen können für soziale Zwecke verwendet werden.
Wohlfühlatmosphäre statt Krankenhausflair
Für die Betroffenen ist der Aufenthalt im Hospiz kostenlos. „Wir wollen unseren Gästen einen geschützten Raum bieten, in dem sie die letzten Tage gemeinsam mit ihren Angehörigen verbringen können“, beschreibt Birgit Michel die Planungen. Neben den acht großzügig geschnittenen Gästezimmern sind verschiedene gemeinschaftlich genutzte Räume vorgesehen, darunter eine vollausgestattete Küche mit Speisekammer und ein Wellness-Pflegebad.
Ein künstlerisch gestalteter Raum der Stille dient als Rückzugsort und als Ort zum Trauern für die Angehörigen. Vom Dachgarten aus kann der Blick über den Steinsberg in die Weite schweifen. Nichts im Hospiz soll an ein Krankenhaus erinnern. „Wir wollen eine heimelige Wohlfühlatmosphäre schaffen, ein bisschen wie im eigenen Zuhause, wo man auch zur Unzeit mal noch einen Sekt trinken oder einen Griesbrei kochen kann“, so Birgit Michel, die als ehrenamtliche Sterbebegleiterin weiß, wie wichtig solche Details sind – auch und vielleicht gerade am Ende des Lebens.
Zwei Vereine, ein Ziel
Seit 2004 begleiten die Mitglieder des Kraichgau-Hospiz Vereins Menschen an ihrem Lebensende bis zum Tod. Der Hospiz-Verein kann seine Sterbebegleitung derzeit nur ambulant anbieten und arbeitet schon lange darauf hin, ein stationäres Hospiz für den Kraichgau zu realisieren. Um die finanziellen und organisatorischen Voraussetzungen für den Bau und den Betrieb einer solchen Einrichtung zu schaffen, wurde im März 2020 der Förderverein Kraichgau-Hospiz an der Elsenz gegründet.
Mit Ihrer Spende oder als Mitglied im Förderverein können Sie das Projekt Kraichgau-Hospiz wirkungsvoll unterstützen.
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