Nachhaltigkeit trifft Geldanlage

Seit einem Jahr fragt die Volksbank Kraichgau die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kund:innen ab

Ein Bericht von Silvia Singler | 26. Juli 2023

„Die Nachhaltigkeitspräferenzabfrage soll private Anleger:innen stärker für Geldanlagen mit Nachhaltigkeitsmerkmalen sensibilisieren und so ihr Kapital in nachhaltige Investitionen lenken“, fasst Melanie Janko, Kundenberaterin in Ittlingen zusammen. Seit rund einem Jahr fragt sie ihre Kund:innen, ob sie nachhaltig anlegen möchten und wo bei einer vorhandenen Nachhaltigkeitspräferenz Schwerpunkte gesetzt werden sollen.

Nachhaltigkeit trifft Geldanlage

 „Viele meiner Kund:innen kaufen regional ein, beschäftigen sich mit Themen wie Photovoltaikanlagen, umweltfreundlichem Heizen oder E-Mobilität“, erzählt sie uns aus Erfahrung und ergänzt „Bei der Geldanlage ist das Thema Nachhaltigkeit für viele der Anleger:innen noch etwas zu abstrakt und nicht immer nachvollziehbar.“ Schaut man sich die Hintergründe und Details an, wird auch schnell klar: Die Nachhaltigkeitspräferenzabfrage macht ihrem langen Namen alle Ehre und ist durchaus komplex.

Die Hintergründe: Wo alles begann.

Am 12. Dezember 2015 wird auf der Klimakonferenz in Paris Geschichte geschrieben: Die Weltgemeinschaft verabschiedet das Pariser Klimaabkommen. Ein zentraler Bestandteil dieses Abkommens ist die Frage der Finanzierung. Denn eines ist klar: Die gesteckten Klimaziele können nur erreicht werden, wenn die internationalen Finanzströme entsprechend gelenkt werden.

Das bedeutet, dass sowohl öffentliche als auch private Investitionen die Umsetzung der Ziele unterstützen müssen. Das Geld muss also dorthin gelenkt werden. 2018 folgte der EU-Aktionsplan, der drei zentrale Ziele verfolgt:

1. Kapitalflüsse sollen in nachhaltige Investitionen umgelenkt werden.
2. Einbettung von Nachhaltigkeit (ökologische und soziale Risiken) in das Risikomanagement.
3. Die Transparenz und Langfristigkeit von Nachhaltigkeit in der Finanz- und Wirtschaftstätigkeit soll gefördert werden.

Um diese Ziele zu erreichen, wurden 10 Massnahmen definiert. Eine dieser Maßnahmen ist die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen, die seit dem 2. August 2022 fester Bestandteil der Anlageberatung und Vermögensverwaltung ist und die bisherigen Anlageziele „Anlageziel“, „Anlagedauer“ und „Risikobereitschaft“ ergänzt.

Die Details: Was wird eigentlich abgefragt?

Sollen bei der Geldanlage in Wertpapieren und Versicherungsanlageprodukten bestimmte ökologische Aspekte, soziale Aspekte oder Kriterien guter Unternehmensführung (Nachhaltigkeitsaspekte) berücksichtigt werden? – so die umfassende Frage an die Kundschaft, auf die wir unser Beraterteam mit umfassenden Seminaren und Qualifizierungen vorbereitet haben.
Melanie Janko erzählt, dass viele Kund:innen überrascht auf die Frage reagieren. So hört sie oft „Oh, das habe ich jetzt nicht erwartet.“ „Geld anlegen wird ja immer komplizierter.“ „Was? Kann ich mein Geld nun auch nachhaltig anlegen?". Janko weiß aber auch: „Grundsätzlich ist meinen Kund:innen das Thema Klima- und Umweltschutz sehr wichtig und das ist auch völlig altersunabhängig. Lediglich die Assoziation mit den Themen Geldanlage oder Vermögensaufbau ist für viele neu und abstrakt.“

Isabell Scheibe, Vermögensmanagerin im Family Office, ergänzt: „Vielen ist es wichtig, die gesamte Produktpalette zur Auswahl zu haben und ziehen daher auch Geldanlagen in Betracht, die keine Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen.“ Sie bemerkt aber auch: „Gerade bei Geldanlagen für Kinder und Enkelkinder werden Nachhaltigkeitsaspekte stärker berücksichtigt“. 

Wenn Nachhaltigkeit einbezogen werden soll, startet die Präferenzabfrage mit zwei Antwortmöglichkeiten: Entweder geben Kund:innen keine Festlegung auf bestimmte Nachhaltigkeitsaspekte an. Dann kommen alle Produkte in Frage, die mindestens einen Nachhaltigkeitsaspekt erfüllen. Oder es sollen bestimmte Nachhaltigkeitsaspekte bei der Produktauswahl berücksichtigt werden. In diesem Fall erfolgt die Abfrage zweistufig.

Nachhaltigkeit trifft Geldanlage


Die zwei Stufen der Nachhaltigkeitspräferenzabfrage

Stufe 1: Vermeidung nachhaltigkeitsschädlicher Investitionen.
Angegeben werden kann, ob und welche negativen Auswirkungen (z. B. Treibhausgasemissionen, Biodiversitätsschäden, etc.) im Kontext einer nachhaltigen Geldanlage vermieden werden sollten.

Stufe 2: Förderung eines positiven Beitrags.
Das heißt: Es kann angeben werden, ob und in welchen Bereichen ein positiver Beitrag durch eine nachhaltige Geldanlage gefördert werden soll. Dabei lassen sich zwei Arten unterscheiden: Die Förderung eines positiven Beitrags im ganzheitlichen Nachhaltigkeits-Sinn (Bereich Umwelt & Bereich Soziales) oder anhand definierter Umweltziele (Verfolgung definierter Umwelt-Ziele/EU-Taxonomie).

Dass sich der Großteil der Kund:innen nicht spezifisch festlegen möchte, weiß Melanie Janko aus ihren zahlreichen Gesprächen „Wichtig ist vielen, dass Nachhaltigkeit überhaupt berücksichtigt wird.“

Klicken Sie hier und erfahren Sie mehr über die Nachhaltigkeitspräferenzabfrage in unserem Erklärvideo

Die Voraussetzung: Nachhaltige Kompetenz

Durch die Nachhaltigkeitspräferenzabfrage kommt das Thema Nachhaltigkeit seit rund einem Jahr ganz konkret bei Privatkund:innen an. Meist nehmen die Fragen zu den Nachhaltigkeitspräferenzen nur fünf bis zehn Minuten im Laufe eines Beratungsgesprächs ein. Wir finden, dass diese Zeit sinnvoll investiert ist. Wenn Sie mit uns tiefer in das Thema nachhaltige Geldanlagen einsteigen möchten, lassen Sie es uns wissen.

 

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