Ausgleich und Kraftquelle
Mittlerweile ist das Laufen fester Bestandteil seines Lebens. „Laufen kann man überall“, erzählt unser Bankvorstand strahlend. Man kann in seinen Augen förmlich unzählige Bilder erkennen, die in diesem Moment erscheinen. Es sind Bilder wie diejenigen, die er mir kurz darauf auf seinem Smartphone zeigt. Die Aufnahmen stammen vom letzten Urlaub und zeigen einsame weiße Sandstrände, sanfte Wellen und grüne Bäume. Während andere noch schlafen, sich langsam aus dem Bett bewegen oder am Frühstückstisch sitzen und die Zeitung lesen, ist Klaus Bieler bereits auf den Beinen. „Ich laufe morgens auch im Urlaub sehr früh, meist bei Sonnenaufgang“. Ansonsten startet er zwischen fünf und sechs Uhr in der Früh. Der zweifache Familienvater ist Frühaufsteher. Er genießt die Zeit der Stille - kann seinen Gedanken nachhängen, Dinge Revue passieren lassen oder auch einfach nur mal abschalten.
Mehr als 40 Marathon-/Ultramarathonläufe
Die Idee zum Laufen kam vor etwas mehr als zwanzig Jahren - während einer Fortbildung. Gutes Essen und das lange Sitzen haben damals erste Spuren hinterlassen, erzählt Klaus Bieler. Er beschloss, sich mehr zu bewegen. „Am Anfang waren es fünf Kilometer, irgendwann zehn, später ein Halbmarathon… .“ Mittlerweile hat der Fünfundfünfzigjährige mehr als vierzig Marathon-/Ultramarathonläufe hinter sich gebracht. Klaus Bieler ist einer unserer fünf Bankvorstände. Seine beruflichen Ressorts umfassen das Projekt- und Prozessmanagement, die Gesamtbanksteuerung, Zentrale Kreditbetreuung und Marktfolge Aktiv sowie das Thema Nachhaltigkeit. An der Tatsache, dass er beruflich gesehen immer noch lange sitzen muss und sein Essen weiterhin mit Genuss verzehrt, hat sich bis heute nichts geändert. Allerdings sieht man es dem großen sportlichen Mann nicht an. Drahtig würde man sein äußeres Erscheinungsbild umgangssprachlich bezeichnen. Sportlich war Klaus Bieler allerdings nicht immer. Einzige Ausnahme: In seiner Jugend spielte er Volleyball.
„Es ist mein Ausgleich und meine Kraftquelle. Danach fühle ich mich mit dieser Energiedusche frisch und bereit für den neuen Tag.“ Generell sieht Bieler viele positive Effekte durch regelmäßiges Sporttreiben. „Man bleibt seelisch, körperlich und geistig fit.“
Eine „kleine“ Morgenrunde
Seine Familie bekommt von der morgendlichen 8 bis 15 Kilometern langen Laufrunde in der Regel nichts mit. „Es kann sein, dass ich nach Hause komme, dusche und immer noch der erste am Frühstückstisch bin“, schmunzelt Klaus Bieler. Sein Hobby kann der Fünfundfünzigjährige auf diese Weise drei bis viermal pro Woche auch neben der Tätigkeit als Bankvorstand ohne Abzug der für ihn wichtigen Familienzeit, ausüben. Seine Frau und die mittlerweile erwachsenen Kinder haben ihn schon auf manch einen Marathonlauf begleitet. „Bei den Ultramarathons haben wir uns auch schon einmal nach fünf oder sechs Stunden an einem zuvor vereinbarten Ort getroffen und bei einer kleinen Pause unterhalten - dann bin ich weitergelaufen.“ Der in Fahrenbach im Odenwald lebende Bankvorstand kann nach so vielen Läufen gut einschätzen, welche Zeit er für welche Strecke benötigt und wann er einen Verpflegungsstopp einlegen sollte. Eine Kleinigkeit zu Essen und vor allem das Trinken ist bei Langstrecken immens wichtig. „Man darf nicht übertreiben“, mahnt Klaus Bieler. „Es muss immer noch Spaß machen.“
Mehr als 42,195 km
Der Spaß und der Ausgleich stehen für meinen Interviewpartner an erster Stelle. Andernfalls hätte er die hohen Distanzen nicht in dieser Anzahl bewältigen können. Ein Ultramarathon, so erfahre ich, ist ein Lauf mit mehr als 42,195 Kilometern (Marathon). Die Läufe sind dabei ganz unterschiedlich in Distanz und Streckenprofil. So gibt es unter anderem Strecken mit 50 km, 100 km, 100 Meilen und viele andere Distanzen, aber auch Berg-, Städte- und Landschaftsläufe. Zu seinen schönsten Marathons zählen die Städteläufe in Berlin, London und New York, aber auch der Jungfrau Marathon in der Schweiz. Bei den „Ultras“, so nennt Klaus Bieler die langen Rennen im Fachjargon, zählen der 100 km Taubertal-Lauf und der 100-Meilenlauf in Berlin, der entlang der früheren Mauer führte, zu seinen Lieblingsläufen. 100 Meilen war auch die längste Strecke, die der Fünfundfünfzigjährige je angegangen ist. Die Belohnung für seine Mühe: das Glücksgefühl beim Zieleinlauf. Das Überschreiten der Ziellinie ist für ihn immer wieder ein unbeschreiblich tolles Gefühl.
Etappenziele
Wie aber schafft man es, sich auf solch einen „Ultra“ vorzubereiten? Das Geheimnis, so verrät mein Interviewpartner: Man benötigt Ausdauer und muss an seine Grenzen gehen können, Hartnäckigkeit und Willensstärke, die Fähigkeit, sich selbst zu motivieren, auch mal ein Plan B, Zielstrebigkeit und Disziplin. Viele dieser Eigenschaften helfen ihm auch bei seiner Aufgabe als Vorstand. „Ein Marathon oder Ultramarathon beginnt nicht erst an der Startlinie, sondern bereits mit der Vorbereitung.“ In Zeiten der Vorbereitung bewältigt Klaus Bieler nicht nur dreimal in der Woche eine Strecke von 8 km bis 15 km, sondern zusätzlich am Wochenende eine Distanz von mindestens 30 km. Je nachdem, ob der zu bewältigende Ultramarathon in der Stadt, quer durchs Land oder in den Bergen stattfindet, bereitet sich unser Vorstandsmitglied auch auf ausgewählten Strecken und mit ausgewählten Höhenprofilen vor.
„Man muss sich Etappenziele setzen. Diese sind wichtig, um lange Distanzen bewältigen zu können.“ Solche Etappen sind beispielsweise auch Verpflegungsstationen bei Rennen, die in der Regel im Abstand von fünf bis 10 Kilometer aufgebaut werden und LäuferInnen mit Trinken und Essen, vor allem aber auch mit Elektrolyten (wichtige Mineralien wie Natrium, Kalzium, Magnesium und Kalium) versorgen. „Man läuft von Station zu Station, Etappe für Etappe, bis zum Ziel.“
Dieses Schritt-für-Schritt-Denken hilft Klaus Bieler nicht nur dabei, die Ziellinie bei seinen Rennen zu erreichen – es hilft ihm auch bei seiner Tätigkeit als Vorstand der Volksbank Kraichgau. Sein Ziel für die Volksbank Kraichgau: die notwendigen Entwicklungen weiter vorantreiben, um weiterhin zukunftsfähig zu sein und das Fortbestehen der ländlichen Flächenbank, der Volksbank Kraichgau, sicherzustellen. Den Kampf mit diesem beruflichen Marathon nimmt Klaus Bieler gerne auf. Weil ihm seine Arbeit mindestens genau so viel Spaß macht, wie das Laufen.
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