Alexandra Hägele im Interview Hinter den Kulissen unserer Bauorganisation

Ein Bericht von Christina Mildenberger | 13.08.2020

Anfang März konnte man beim Betreten unserer Filiale in Kirchardt, zumindest auf den ersten Blick, noch keine Veränderung erkennen. Der SB-Bereich, die Empfangshalle... Alles sah aus, wie immer. Ein Blick hinter die Kulissen ließ allerdings erkennen, dass sehr wohl Veränderungen anstanden: Der Umbau der ehemaligen Raiffeisenbank Kraichgau Hauptstelle.

Direkt nach der Fusion beider Banken wurde ein Teil des Gebäudes an die Gemeinde Kirchardt verkauft. Ziel: Das Gebäude soll sprichwörtlich in zwei Teile geteilt werden. Einen Teil davon (der rechte) soll weiterhin von der Volksbank genutzt, der andere Teil (der linke) soll künftig der neue Hauptsitz der Gemeinde Kirchardt, das Rathaus, werden. Ein großes Bauvorhaben, umgesetzt von der Bauorganisationsabteilung der Volksbank Kraichgau.

Stopp. Noch einmal zurückspulen: „… von der eigenen Bauorganisation der Volksbank Kraichgau.“ Wie bitte? Wir haben eine eigene Bau-Orga? Wir sind eine Bank – aber mal ganz ehrlich: Für was brauchen wir denn eine eigene Bau-Abteilung?

Ansprechpartnerin zu allen Fragen „rund ums Bauen“

Neugierig, wie ich nun einmal bin, habe ich mich auf den Weg nach Sinsheim gemacht um Alexandra Hägele genau diese Frage zu stellen. In jedem Bereich braucht man einfach auch das nötige Fachwissen. Gerade bei den Themen Brandschutz und UVV (Unfallverhütungsvorschriften) ist es wichtig, die aktuell geltenden Bestimmungen zu kennen.

Die dreiunddreißigjährige Gemmingerin lächelt freundlich. Wir kümmern uns um alle Themen „rund ums Bauen“ und sind hier Ansprechpartner sowie Projektbetreuende.

Zusammen mit drei weiteren Kollegen betreut Frau Hägele, unter der Leitung von Herrn Eichstädter, 75 Liegenschaften, zu welchen nicht nur Bankgebäude, sondern auch vermietete Wohnungen, gewerblich vermietete Objekte, Parkhäuser und Stellplätze gehören.

Wir sind alles keine Banker – kommen alle aus der Baubranche. Zwei Ingenieure, ein Bautechniker und eine geprüfte Immobilienverwalterin sorgen dafür, dass alle Liegenschaften „in Schuss“ gehalten und neue Projekte umgesetzt werden.

Die gelernte Schreinerin hat nach ihrer Ausbildung ein Studium als Ingenieurin, mit Fachrichtung Innenausbau, abgeschlossen. Nach vier Jahren Berufserfahrung im Ladenbau, bei welchem sie unter anderem Projektleiterin im Textilbereich war, wollte Frau Hägele wieder in ihrer alten Heimat arbeiten. Morgens in München, abends in Hamburg... Ein Leben, welches sie nicht für immer führen wollte. Mit der Ausschreibung der Stelle im Jahr 2018 konnte sie schließlich den Arbeitgeber wechseln und arbeitet nun (quasi) direkt vor der Haustüre.

Der Schutz von Mitarbeitenden und Kunden steht im Vordergrund

Im Prinzip ist eine Bank auch ein Laden. Es gibt einen „Verkaufsraum“, Beratungsräume, Büroräume... Unterschiede gibt es auf den ersten Blick nicht viele - aber nur auf den ersten Blick. Bei einer Bank steht vor allem der Schutz von Mitarbeitenden und Kunden im Vordergrund. Um diese Herausforderungen meistern zu können, besuchte sie 2019 eine Weiterbildung zum Thema UVV-Kassensicherungskonzept.

Bei einer Bank ist das Alarmkonzept, zu welcher die Alarmanlage, Videoüberwachung, spezielle bankspezifische Einbauten wie Tresoranlagen, Geldautomaten, Schleusen, biometrische Tagestresore oder auch Kundenschließfächer zählen, primär wichtig.
Hinzu kommen Schallschutz (für mehr Diskretion) sowie eine gute Raumakustik (für ein angenehmes Gesprächsklima).

Auch unsere Filiale in Kirchardt wird künftig in einem neuen Erscheinungsbild auftreten. Das Erdgeschoss wird komplett kernsaniert. Das Obergeschoss wird kleinere „Schönheitsreparaturen“ erhalten. Bis dahin muss allerdings noch einiges gemacht werden. Aktuell werden neue Fenster eingebaut und Böden herausgerissen und wieder angefangen die Räume aufzubauen.
Bis Ende 2020 soll der Umbau fertig sein und wir sind trotz Corona (toi, toi, toi) im Zeitplan - und das, trotz eines engen Terminplans.

Mitarbeitende müssen das Konzept leben

Welche Arbeiten genau zu den Aufgaben der Bau-Organisation gehören, erklärt mir meine Kollegin so: Meine Arbeit beginnt mit der Vorplanung. Wir definieren die Anforderungen an ein Projekt: Wie viele Mitarbeiter werden dort arbeiten? Wie viele Räume soll es geben? Welches Konzept soll dahinterstehen? Wie soll der SB-Bereich oder der Servicebereich aussehen? Soll es Tresorschließfächer geben? Wie sieht es mit dem Brandschutz aus? Entspricht die Sanierung der aktuell gültigen Energieeinsparverordnung (EnEV)?

An dieser Stelle werden vor allem auch die Mitarbeitenden vor Ort einbezogen. Unsere Aufgabe ist es nur, Empfehlungen und Lösungen zu geben und aufzuzeigen, was möglich ist und was nicht - die Mitarbeitenden vor Ort müssen jedoch auch das Konzept leben. Meine Erfahrung ist: Ist jemand rechtzeitig mit dabei, lebt er es ganz anders.

Im Anschluss an die Vorplanung, so verrät mir Frau Hägele, werden die Anforderungen in einen Plan übertragen. Wir erstellen einen Grundriss und zeigen, wie Räume gestaltet werden können. Je nachdem, wie schnell eine, für alle Seiten passende Lösung gefunden wird, werden zwei, drei, vier, fünf oder auch mehr Pläne erstellt.

Keine Probleme – nur schwierigere Lösungen

Wichtig für die Bank ist die anschließende Erstellung eines Kostenplans. Nicht das Lieblingsthema meiner Kollegen, wie ich erfahre. Das Kostenbudget ist eher der etwas „schwierigere Teil der Planung“ und benötigt manchmal mehr Zeit. Auf meine Frage, ob dies eher ein Problem ist lächelt sie: Es gibt keine Probleme – nur schwierigere Lösungen. Manchmal ist es am Ende nicht die Beste aber eine gute Lösung.

Passt das Budget (je nach Höhe ist hier die Zustimmung des Bauausschusses sowie des Aufsichtsrats notwendig), geht es für die Bau-Organisation an die Detailplanung, bei welcher für jedes Gewerk einzelne Pläne erstellt werden. Es gibt einen Trockenbauplan, einen Bodenplan und einen Deckenplan.

Diese Pläne werden im anschließenden Sicherheitsgespräch mit einem Ansprechpartner der R+V (welcher speziell auf UVV-Kassen geschult wurde) sowie der VBG (Verwaltungsberufsgenossenschaft) besprochen, deren Änderungswünsche oder Empfehlungen noch berücksichtigt und auch mit dem Sicherheitsbeauftragten der Bank abgestimmt.

Unsere Kunden - Meistens auch unsere Handwerker

Bevor die Ausschreibung der Arbeiten erfolgen, müssen noch genaue Leistungsbeschreibungen definiert werden: Welche Anforderungen muss zum Beispiel eine Wand haben und wie soll diese aufgebaut werden? Welchen Bodenbelag oder was für eine Zimmerdecke möchten wir haben?  Soll eine Klima- oder Lüftungsanlage installiert werden?

Die Ausschreibung wird primär an Kunden weitergeleitet. Regionalität ist uns wichtig. Unsere Handwerker sind oft auch unsere Kunden. Auch die Bemusterung der neuen Möbel gehört zum Aufgabengebiet meiner jungen Kollegin. Die Auswahl dieser Möbel erfolgt auf Grund ihrer praktischen Eigenschaft, unter Berücksichtigung eines festgelegten Farbkonzepts und, sofern möglich, im Sinne des Nachhaltigkeitsaspektes (regionale und zertifizierte Materialien).

Nach Einholung der Angebote werden Zusagen erteilt und ein genauer Zeitplan (mit etwas „Zeitpuffer“ zwischen den Arbeiten der einzelnen Gewerke) erstellt. Während der Umbauphase sieht Alexandra Hägele regelmäßig „nach dem Rechten“. Ihre Aufgabe während dieser Phase ist es, die Umsetzung der vereinbarten Anforderungen sowie die Einhaltung des Budgets zu prüfen.

Meterstab, Pläne und ein Notizblöckle

Am Ende freut man sich, wenn alles funktioniert hat. Der Vorteil, an dieser Arbeit: Man kann das Resultat seiner Arbeit sehen. Es ist aber vor allem die Flexibilität und die Vielfältigkeit, welche Alexandra Hägele an ihrer Arbeit schätzt.

Sie schmunzelt: Man sitzt nicht nur am Schreibtisch – man darf auch mal raus. Ausgestattet ist sie bei ihren Außeneinsätzen immer mit einem Meterstab, Plänen (noch in Papierform) und einem kleinen „Notizblöckle“ für Skizzen und Notizen.

Das „man darf auch mal raus“, so gesteht die dreiunddreißigjährige, ist im Winter allerdings auch eine Seite ihres Berufs, welche sie nicht so gerne hat. Besprechungen bei minus zehn Grad auf einer zugigen Baustelle machen nicht so viel Spaß.

Green-building – Ein heimlicher Wunsch

Einen heimlichen Wunsch verrät mir meine Kollegin am Ende unseres Gesprächs noch: Ich würde gerne mal eine Bankfiliale im nachhaltigen und ökologischen Gedanken bauen. „Green-building-mäßig“. Eine Filiale in Holzständerbauweise, Energieeffizient und aus nachhaltigen Werkstoffen. Ein Projekt, bei dem ich mich mal so richtig austoben kann.

Vielen Dank, Frau Hägele, für dieses sehr interessante Interview. Ich drücke Ihnen die Daumen, dass Sie ihren heimlichen Wunsch irgendwann einmal in die Tat umsetzen dürfen.

Übrigens: Haben Sie auch schon ihr nächstes Bauprojekt geplant? Unsere Bauorganisation können wir Ihnen zwar leider nicht zur Verfügung stellen - unsere Kollegen des FinanzierungsCenters helfen Ihnen aber gerne bei allen Fragen rund um die Finanzierung.

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